Stressmanagement, Bewegung & Tipps für Bewegung im Alltag mit Jakobine
Bei Bewegung macht’s nicht schlimmer, beschäftigen wir uns monatlich mit Themen rund um Krafttraining und Entspannung. Einmal als Solo-Folge mit mir, nichtsdestotrotz lade ich immer wieder spannende Menschen ein, die ehrlich darüber sprechen, wie sie Training gut oder weniger gut in ihren Alltag integrieren, weil wir doch immer denken, die anderen bekommen alles immer einfach so hin. Vielleicht hören wir bei dem ein oder anderen, dass das gar nicht so ist.
Deswegen war heute Jakobine bei mir zu Besuch. Sie ist Coach, Beraterin, Dozentin an der Technischen Hochschule in Nürnberg und Yogalehrerin. Wir unterhalten uns darüber, wie sie Bewegung in ihren Alltag hinbekommt, was Bewegung überhaupt für sie bedeutet und was Stressmanagement damit zu tun hat. Und vielleicht hat sie den ein oder anderen Tipp.
Inhalt
Wie bist du zum Coaching gekommen und was machst du überhaupt alles?
Wie findet Bewegung oder Training gerade Platz in deinem Leben?
Und war Bewegung schon immer irgendwie Teil in deinem Leben?
Was verbindest du mit Krafttraining oder Fitnessstudio?
Was ist dein Ziel, wenn du 30 Jahre älter bist?
Welchen Tipp hast du für Menschen, denen die Motivation für Bewegung fehlt?
Wie bist du überhaupt zum Coaching gekommen und was machst du überhaupt alles?
Jakobine: Also ich sage immer, ich lebe ein relativ wildes Job-Patchwork-Leben. Ich bin ursprünglich Sozialpädagogin und habe in dem Beruf auch lange im Bildungsbereich gearbeitet an einer Montessori-Schule. Und da ist ja so der große Leitsatz “Hilf mir, es selbst zu tun“. Und irgendwann war für mich klar, der Weg geht irgendwie zu Ende. Ich möchte gerne freier sein und ja, mehr Herrin des eigenen Lebens sein. Und habe mich dann entschieden, noch einen Master in Beratung und Coaching zu machen an der Technischen Hochschule in Nürnberg. Und tatsächlich finde ich, dass ich das eigentlich wie die nächste Perle auf der Kette da einreiht, weil im Grunde ist Coaching das Gleiche, wie “Hilf mir, es selbst zu tun“. Also ich, ja, gebe keine Ratschläge oder sage, mach so oder so, sondern mache nur Türen auf und dann muss man schon selber durchgehen. Und genau, wenn das funktioniert, ist das sehr schön. Und da arbeite ich heute freiberuflich, ganz selbstständig, vor allem im Bereich Umgang mit Stress, mit Einzelnen und mit Gruppen. Ich habe aber eben auch einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule in Nürnberg für Gesprächsführung und Beobachtung für Menschen, die jetzt Sozialpädagog*innen werden wollen. Und ja, ansonsten bin ich zertifizierte Yoga-Lehrerin. Das findet in meinen Stresskursen tatsächlich im Moment seinen Raum und auch bin ich Teil des Lust for Life Retreat Teams. Das ist ein großes Yoga-Studio hier in Nürnberg. Und da unterrichte ich dann auch immer mal wieder ganze Yoga-Klassen.
Eva: Und ich habe gesehen, dass du bei der Ohm Professional auch einen Kurs anbietest.
Jakobine: Ja, genau. Ich mache zum einen Seminare und Workshops zu dem Thema Umgang mit Stress. Ich sage extra Umgang, weil Bewältigung halte ich für, das ist mir zu negativ besetzt. Ganz viel liegt erst mal in der Akzeptanz, dass Stress zu unserem Leben irgendwie dazugehört. Und so eine energetische Nullinie kann nicht das Ziel sein. So will niemand leben. Aber was wir wollen ist, dass wir gesund bleiben, auch wenn es mal stressig wird. Und da mache ich Workshops und Seminare in verschiedenen Zusammenhängen. Also entweder ich werde irgendwo gebucht oder eben wir veranstalten die Kurse selber. Und jetzt ist es so, dass ich an der Ohm Professional dieses Jahr drei Seminare gebe, dreimal zwei Tage zum Thema “Gelassen und sicher im Stress”.
Wie findet Bewegung oder Training gerade Platz in deinem Leben?
Jakobine: Ja, also als du mich angefragt hast für den Podcast, habe ich erst mal gedacht, ob ich jetzt die Richtige bin… Aber tatsächlich habe ich mir dann überlegt, vielleicht schon, weil ich glaube, ich für mich habe einen ganz guten Weg gefunden, dass ich mich bewege, ohne dass das zu viel Raum einnimmt in meinem Leben. Und ja, wie findet es für mich statt? Also ganz viel läuft bei mir tatsächlich über das Laufen, da ich versuche sehr viele Schritte am Tag zu gehen. Manchmal tracke ich das auch so ein bisschen mit der Watch und dann ist das ganz lustig. Dann haben wir manchmal so ein internes Familienbattle, wer die meisten Schritte macht. Das gewinnt leider immer mein Mann durch seinen aktiven Beruf. Aber mit meiner Tochter bin ich da immer gut dabei. Wer jetzt mehr mit dem Hund gelaufen ist, ich oder sie. Und das ist schon das Stichwort. Also der Hund ist mein bester Personal Trainer, weil ich wirklich eigentlich jeden Morgen mit ihr gehe und je nachdem wie es der Kalender zulässt, entweder eine halbe Stunde oder eine Stunde. Und das schafft eine ganz, ganz große Grundlage und Basis meines Bewegungs-Daseins.
Und das Zweite, was ich mache, ich fahre viel Fahrrad, zwar schon mit so einer kleinen E-Unterstützung, aber wirklich einer Kleinen. Das ist ein sehr leichtes E-Bike für die Stadt. Ein bisschen Rückenwind. Das liebe ich auch sehr. Und dann, klar, hat natürlich Yoga seinen Platz, aber nicht so wie man sich das vielleicht vorstellt bei jemand, der über sich sagt, er ist Yogalehrerin. Also da geht es für mich, also schon ums Thema beweglich bleiben. Und weil ich natürlich in meinem Beruf auch viel sitze, so andere Körperhandlungen mal einzunehmen. Ich bin kein Mensch für High-Intensity-Training. Das ist tatsächlich, also gerade in Zeiten, wo ich selber das Gefühl habe, der Stress steigt, ist das was, was eher mein Stresserleben befeuert. Manchmal mache ich das natürlich trotzdem irgendwie, so eine ganz wilde Yoga-Klasse. Das macht mir dann auch Spaß, aber ich bin hinterher dann sehr aufgeputscht. Aber das ist nichts, was mit meinem Nervensystem unbedingt guttut. Und ja, also bin ich zum Low-Intensity-Training gekommen, das ist ein Begriff, der ist mit mir tatsächlich noch erst vor kurzer Zeit begegnet. Also weil ich merke, die körperlichen Effekte sind, dass der Körper warm wird, es werden Muskeln angesprochen, aber es ist nie so ‘exhausting’ oder so. Und ich habe nicht fetten Muskelkater die nächsten Tage. Das ist auch was, wo ich das Gefühl habe, das kann ich mir einfach nicht erlauben, so ein “kaputt sein” vom Sport. Das ist was, was ich nicht mag. Es gibt Leute, glaube ich, die mögen das und für die ist das gut, für mich nicht.
Eva: Ja, also wie du sagst, also ich bin auch kein Mensch, der mit lauter Musik sein Training “durchballert”. Einen fetzen Muskelkater hat, dass man sich Tage nicht bewegen kann. Das ist auch einfach nicht der Sinn von Training. Also ein durchdachtes Training ist nie mit Muskelkater verbunden. Also ja Training soll “viel sein”, aber es soll gezielt sein.
Jakobine: Also was ich so für mich gelernt habe ist, dass es einfach verschiedene Ziele von Sport gibt oder von Bewegung. Ich würde es gar nicht so sehr als Sport, also schon gar nicht diese Spaziergänge. Aber für mich ist das einfach das Thema Regeneration, meines Geistes und auch meines Körpers. Das ist das, was für mich im Moment in meiner aktuellen Lebensphase das Interessanteste ist.
Eva: Ja und du hast vorhin auch gesagt, dass es ja auch immer so eine Welle mit Stress ist . Man hat Stress oder nicht. Genauso soll das mit Training auch sein. Und nicht irgendwie fünfmal die Woche irgendwelche Kurse durch ballern. Du brauchst ja auch immer so Entspannungsphasen, weil dir das Training sonst auch nichts bringt.
Jakobine: Wenn ich da kurz ausholen darf zum Thema Stress. Das betrachte ich in meiner Praxis mit einem Modell, das Stress in drei Ebenen zerlegt:
Da gibt es die Ebene der “Stressoren”, also das was so von außen alles kommt. Daran kann man arbeiten mit Priorisieren, Delegieren, solchen Geschichten, also klassischen Zeitmanagement mit Fortbildung, mit Coaching. Das sind alles Sachen, mit denen man auf der Ebene der Stressoren arbeitet.
Die zweite Ebene das Thema “mentale Stresskompetenz,” also was mache ich eigentlich, was habe ich für Glaubenssätze, für Denkmuster, die eigentlich die Stressoren von außen noch verschärfen. Da ist zum Beispiel das Thema Perfektionismus, was extrem hart die Leute in ihr Stress erleben, peitscht, wenn auch noch alles perfekt sein muss,. Dann wird es noch viel schlimmer, als wenn ich das nicht habe.
Das Dritte ist eben das Thema “Regeneration”, wie gehe ich denn mit den Folgen von Stress um und da ist für mich im Moment der Sport angesiedelt, also die Bewegung angesiedelt im Bereich Regeneration.
War Bewegung schon immer Teil in deinem Leben?
Jakobine: Ja, also eigentlich, ich habe jetzt keine klassische Vereinssport-Karriere als Kind hinter mir. Ich glaube, ich habe mich als Kind viel bewegt. Wir haben so am Stadtrand von München gewohnt und waren wahnsinnig viel da draußen und im Wald und haben uns viel bewegt. Wir sind immer mit dem Fahrrad gefahren in die Schule, ich kann mich an keinen einzigen Tag erinnern, wo mich irgendwer mit dem Auto irgendwo hin gekarrt hätte, das gab es bei uns einfach nicht. Also wir waren viel in Bewegung. Gleichzeitig hatte ich nie irgendwie gefallen an klassischem Sport. Und also heute würde ich sagen, es lag für mich, glaube ich, daran, dass ich alles so unästhetisch fand. Also es ging schon bei diesen Turnhallen los, wie die Menschen aussehen, wie da die Stimmung, die Atmosphäre ist, das sind Sachen, die meinen Wohlbefinden sehr beeinflussen. Das wusste ich natürlich als Jugendlicher nicht, aber ich fand es einfach immer irgendwie, es war nicht meine Welt, so würde ich sagen. Meine Welt war als junger Mensch immer die Musik. Und dann bin ich im Studium, genau im ersten Semester in Würzburg in den Unisport gegangen, weil es da ein riesiges Angebot gab. Ich habe gedacht, also irgendwas muss ich jetzt mal machen und bin bei einer Yogalehrerin gelandet. Und wir waren immer noch in einer hässlichen Turnhalle, aber diese Frau war so ein strahlender Mensch, also die werde ich mein Leben nicht vergessen. Das war wirklich so eine Begegnung. Diese Betrachtung von Bewegung als einen ganzheitlichen Prozess, dass es nicht nur darum geht irgendwie, einen Ball zu fangen oder einen Ball hinterher renne oder auch nicht. Sondern, dass man nicht nur den Körper denkt, sondern auch die Seele und den Kreis, das hat mich fasziniert und nie wieder losgelassen. Und da wurde dann, also als das dann rausging aus den Turnhallen und nach dem Studium irgendwie auch dann mal die Kapazitäten oder die Mittel für ein Yogastudio da waren, da habe ich plötzlich das Gefühl gehabt: ja, jetzt werden auch meine ästhetischen Ansprüche… Es klingt ein bisschen albern, werden jetzt erfüllt. Ich bin jetzt an schönen Orten, wo es gut riecht, wo jemand sich Gedanken gemacht hat, was macht der Raum mit den Menschen. Ja, und das ist was, seitdem ist es da und immer in unterschiedlicher Intensität.
Und da auch die Mischung, dass ich jetzt was für mich mache, ich bin bei mir und bin trotzdem in der Verbindung mit anderen Leuten. Deswegen liebe ich Yoga wirklich sehr. Und das ist ein bisschen tatsächlich schade an der Selbstständigkeit und dem Coaching, weil sich die Zeiten überschneiden. Also dann, wenn Menschen zum Coaching kommen können, dann sind die Yogaklassen. Genau, deswegen bin ich viel weniger als früher im Studio…Also das ist schon was, was mir fehlt. Genau, gleichzeitig suche ich nach anderen Wegen, das zu integrieren.
Eva: Aber weil du es gerade gesagt hast mit Sport, also auch so einen Punkt bei mir, Sportunterricht in der Schule. Oh Gott, also da war ich wirklich mitunter einer der Schlechtesten und man muss auch ganz ehrlich sagen, weil da ja auch die Personen, die jetzt vielleicht nicht im Hockeyverein sind oder wo auch immer, nicht gefördert werden. Also da wird man dann irgendwie als letztendlich in irgendeine Gruppe gewählt oder wird auch noch vom Sportlehrer oder von der Sportlehrerin irgendwie in die Ecke geschickt, dass man irgendwas üben soll.
Jakobine: Ja, genau, das habe ich jetzt vorher ganz ausgeklammert, also Sportunterricht. Das fand ich auch furchtbar, weil ich also auch schon immer ein sehr denkendes Wesen war, möchte ich sagen. Ich habe sehr oft diesen Fragen gestellt. Also warum um alles in der Welt sollte ich über diesen Balken laufen? Habe ich einfach nicht gemacht. Also habe ich mir mit wirklich hoch erhobener Nase eine Fünf eintragen lassen. Das war mir egal. Ich habe gedacht, ihr spinnt doch. Ich laufe doch da nicht darüber. Ich habe bis heute Höhenangst. Vielleicht wäre die weggegangen, wenn ich auf den Schwebebalken gegangen wäre :)
Eva: Deswegen wollten sie es, dass du es machst :)
Jakobine: Ja sicher, vielen waren ganz sehr an meinem Wohlergehen interessiert. Das Einzige, was ich gerne gemacht habe, wir hatten eine Sportlehrerin, die war echt toll. Das hieß "Jazz Dance". Und das hat richtig Spaß gemacht. Da hatte ich tatsächlich in der Oberstufe dann auch 15 Punkte im Sport. Das ist vorher nicht passiert. Das ist auch was, was ich bis heute gerne mache. Also ich gehe ganz gerne tanzen, wobei das macht man viel zu selten. Weil man heutzutage ja so müde ist schon zu dem Zeitpunkt, wo irgendjemand tanzen geht. Als meine Kinder klein waren, da wäre ich vielleicht noch jung genug gewesen. Und jetzt könnte ich jederzeit überall hingehen, wo ich will. Aber ich bin zu müde. Ich muss leider schlafen. Aber mein Mann ist ein wahnsinnig guter Tänzer.
Eva: Und der muss jetzt alleine tanzen?
Jakobine: Nein, also tatsächlich so Standardtanz. Und mit dem zu tanzen macht wahnsinnig viel Spaß, weil ich hüpfe da so mit. Du musst eigentlich bei ihm nichts machen. Es ist die einzige Entscheidung, die man treffen muss, ist "Jetzt führt er mal". Und ja, das macht richtig Spaß. Unnas ist eben auch der Punkt mit dem “Jazz Dance”. Das ist ja im Grunde dann also, zumindest damals so in der Kollegstufe, dass man dann endlich wählen konnte und seine Vorlieben auswählen konnte. Bei mir zum Beispiel eher das Tanzen.
Eva: Aber ich glaube, ich hatte da gar kein Sport. Ich habe das abgewählt.
Jakobine: Konnte man Sport abwählen? Ich kann mich nicht dran erinnern.
Eva: Aber vielleicht habe ich es auch einfach ausgeblendet.
Jakobine: Aber Sport, wie gesagt, war für mich auch irgendwie mehr was Unschönes. Und da müsste man auf jeden Fall, glaube ich, was machen bei einem Schuhsport. Und eigentlich müsste man sich ja gerade auf die konzentrieren, die das nicht als selbstverständlich ein Teil ihres Lebens haben. Also die Hockey-Mädels und die Tennis-Boys dazu fördern? Die machen es ja eh schon.
Eva: Ja, ich denke, das wird leider immer noch so sein. Außer man hat vielleicht einzelne Sportlehrer-Diamanten.
Jakobine: Lade doch mal eine Sportlehrerin ein.
Eva; Ja, also wenn das jemand hört, der Sportlehrer ist, oder Sportlehrerin, gerne melden, dann nehmen wir eine Folge auf.
War verbindest du mit Krafttraining oder Fitnessstudios?
Jakobine: Genau, also Fitnessstudio ist mit für mich mit sehr negativen Bildern behaftet tatsächlich. Auch während des Studiums, mein ganz kurzes Abo, das muss man wahrscheinlich piepen, Abo bei *** (du kannst es dir denken :)) hatte, das war wirklich der Höhepunkt der Hässlichkeit. Das konnte ich überhaupt nicht ertragen. Einfach der Ort, die Atmosphäre. Ja, ansonsten mit Krafttraining. Heute verbinde ich dann natürlich auch eher hübsche Jungs mit. Aber ich selber habe keinen Zugang bisher zu Krafttraining gefunden. Hab aber auch so jetzt in der Vorbereitung auf unseren Termin heute gedacht, das ist halt auch irgendwie ein Privileg der jungen Jahre wahrscheinlich, dass man das nicht muss. Ich weiß, ich habe keine körperlichen Beschwerden. Wenn ich jetzt an meinen Papa denke, der fängt jetzt tatsächlich wieder an mit Krafttraining. Da hat das früher auch viel schon gemacht, aber er fängt jetzt, hat dann pausiert und fängt jetzt wieder an, weil er sagt, er merkt, er geht so zusammen irgendwie schon, was er nicht will mit Mitte 60 und fängt jetzt wieder an mit Krafttraining. Also ich bin mir schon bewusst, dass es da irgendwann sicher eine Notwendigkeit geben wird.
Eva: Aber wie du sagst, also ich glaube, es gibt nicht viele Räume, die halt angenehm sind. Also da gibt es eben Studios, wo du dann vielleicht schon Angst hast, irgendwie irgendwas zu machen oder wo du angeschaut wirst oder wie auch immer. Also kein Safe Space irgendwie, sondern es ist so ungemütlich, unangenehm.
Jakobine: Vielleicht liegt mir deswegen das Yoga auch so, weil da einfach überwiegend Frauen sind. Das ist ein sicherer Ort und ein angenehmerer Raum. Also ich habe das immer mal wieder auch hier im Hinblick dann versucht an verschiedenen Orten, aber es ist nie, ja, weil man auch nie, ich finde, man weiß nie, auf wen man trifft. Also das kann mal irgendwie ganz gut sein und dann hast du irgendeinen Typen, der, also das geht ja schon los, dass irgendwer kommt und mir die Übungen nochmal erklärt. Ja, da könnt’ ich ja schon kotzen.
Was ist dein Ziel, wenn du 30 Jahre älter bist?
Jakobine: Ja, also wenn ich so ganz kitschig sprechen darf, dann hätte ich gerne, dass ich mit meinen Enkeln auf dem Boden spielen und auch wieder aufstehen kann. Ja, also keine Schmerzen zu haben und ich möchte aktiv sein können im Alter. Ich möchte gern weiter spazieren gehen können und Rad fahren. Einfach so Gefühl haben, mein Körper gehorcht mir. Gehorcht ist so ein hartes Wort, aber er bleibt mir dienlich. Ja, also genug Freiheit auch in die Hand. Kannst Sachen machen, dass ich mich nicht einschränken muss durch oder nicht zu früh, irgendwann kommt das natürlich. Und auch das ist was, wo sicher das Thema Akzeptanz eine Rolle spielt, aber da irgendwie möglichst lange teilhaben zu können am Leben.
Welchen Tipp hast du für Menschen, denen die Motivation für Bewegung fehlt?
Jakobine: Also ich glaube zwei Sachen. Das eine ist, dass man sich ein Bewusstsein schafft, dass Bewegung nicht nur heißt, ich gehe irgendwo hin und mache jetzt eineinhalb Stunden irgendeinen Sport, sondern dass Bewegung im Alltag stattfinden kann. Das klingt alles so ein bisschen abgedroschen, aber die Treppe statt des Aufzugs zu benutzen, zum Einkaufen zu laufen, statt mit dem Auto zu fahren, solche Sachen. Ja, wenn man zum Essen verabredet ist, zum Restaurant zu spazieren. Möglichst alltägliche Bewegungen zu fördern, das ist, glaube ich ein Tipp.
Und der andere Tipp ist niederschwellige Sachen zu machen. Also nichts, wo ich mich riesig aufraffen muss einmal quer durch die Stadt fahren muss. Sondern, dass das kleine Sachen sind und dann kommt der Spaß mit dem Tun. Also so, dass man sich so das Versprechen gibt, ich gehe auf die Yogamatte fünf Minuten und dann wird eigentlich immer mehr draus. Aber diese fünf Minuten, da ist, die Schwelle viel kleiner als wenn ich sage, ich mache jetzt ein Workout für 45 Minuten.
Und der letzte Tipp, das Sofa nicht zu schnell berühren. Also wenn man nach Hause kommt und das Sofa einmal berührt hat, dann wird es oft schwierig. Und da schließt sich an, gut über sich zu wissen, was ist in meine Zeit? Also wann fällt es mir denn am leichtesten? Bin ich ein Typ, der sicher eher morgens kann oder eher abends bewegt.
Eva: Aber es ist so, wenn man sich, wie du sagst, selber kennt und sagt, ich trainiere abends leichter, dann nehme ich vielleicht in die Arbeit schon mal eine Sporttasche mit, weil wenn ich auf dem Sofa liegt, dann wird es nichts mehr. Man sollte die Entscheidung zur Bewegung nicht immer dem Zufall überlassen. Also nicht, dass ich mich jeden Tag frage: Will ich das jetzt machen oder nicht? Sondern dass ich, wie du sagst, mal einfach mir zweimal in der Woche einplane, für zehn Minuten, fünf Minuten mal was zu machen. Das dann wachsen zu lassen und nicht zu viel gleich am Anfang wollen.
Jakobine: Und auch noch was Wichtiges, was du sagst, ist, dass nicht jedes Mal wieder mit sich diskutieren. Also das ist jetzt was, was mir natürlich der Hund irgendwie abnimmt. Ich kann mich morgens nicht fragen, gehe ich spazieren oder gehe ich nicht spazieren. Nee, also genau, dass man eine Entscheidung trifft und die nicht jedes Mal wieder neu treffen muss. Also, just do it. Einfach machen.
Eva: Einfach nicht immer abwägen. Weil das kostet auch einfach Zeit und irgendwie Energie, wenn du dann über was nachdenkst.
Danke, Jakobine, für deine Zeit. Wenn du eine Coaching irgendwie brauchst, melde dich gerne bei Jakobine oder nehme an einen ihren Seminaren an der Ohm Professional teil.
Alle in dieser Folge erwähnten Produkte und Dienstleistungen sind persönliche Empfehlungen. Es gibt keine Bezahlung oder Gegenleistung von den Herstellern oder Anbietern.