Über Bewegung in der Selbständigkeit & den Mut Dinge auszutesten mit Lisa

Bei ‚Bewegung macht's nicht schlimmer‘ beschäftigen wir uns monatlich mit Themen rund um Krafttraining und Entspannung. Einmal als Solo-Folge mit mir, doch nichtsdestotrotz lade ich immer wieder spannende Menschen ein, die ehrlich darüber sprechen, wie sie Training gut oder weniger gut in ihren Alltag integrieren – weil wir doch oft denken, die anderen bekommen alles einfach so hin. Vielleicht hören wir bei dem ein oder anderen, dass das gar nicht so ist.

Deswegen war Lisa von Modern Grace bei mir. Sie ist Make-up-Artistin und Studiobesitzerin hier in Nürnberg und sehr bekannt für ihre wunderschönen Nail-Designs, die wahre Kunstwerke sind. Hört am besten selbst, was sie für eine Bewegungsreise hinter sich hat – von viel, viel Tanz über keine Bewegung bis hin zur Wiederentdeckung ihrer Liebe zum Tanz. Ein sehr privates und wirklich sehr offenes Gespräch!


Inhalt

Wie bist du zur Selbstständigkeit gekommen und was machst du überhaupt beruflich?

Lisa: Ich bin aus Nürnberg und bin jetzt, lass mich überlegen, 31 Jahre alt und seit 6 Jahren selbstständig. Die Oberkategorie wäre wahrscheinlich Kosmetikstudio, aber der Fokus liegt nicht auf dieser klassischen Beauty-Stübchen-Thematik, sondern eher auf Maniküren mit Nailart. Also da kommt nicht nur ein Sticker drauf, sondern es wird viel künstlerisch gearbeitet. Ansonsten machen wir noch Wimpern und Augenbrauen, aber ich versuche, den Fokus nicht auf diese klassischen Kosmetikbehandlungen zu legen. Ich habe viele Umwege gemacht – ich habe Theater- und Medienwissenschaften angefangen zu studieren, dann BWL, aber festgestellt, dass ich auch da nicht zu Hause bin. Und ich habe eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht, aber für mich persönlich war das zu unkreativ. Ich wollte einfach das Image eines klassischen Kosmetikstudios ein bisschen moderner umsetzen. Und so ist mein Studio ‚Modern Grace‘ irgendwie zu einem, ja, ich würde sagen, Safe Space für alle Menschen geworden, die Lust haben, auf meiner imaginären Spielwiese vorbeizuschauen.

Deswegen, wie bist du zur Selbstständigkeit überhaupt gekommen?
Lisa
: Pure Verzweiflung. Ich wollte einfach meine Scheißruhe. Ich glaube, wie gesagt, am Abi war ich sehr lost, weil ich ein Jahr vor dem Abi, mit gerade 17, es geschafft habe, ein Burnout zu bekommen. Das, was jetzt sehr oft als Wort in den Mund genommen wird, war damals noch, auf Neudeutsch, der ‚Ermüdungsbruch‘ – so wurde es diagnostiziert. Weil ich damals 19 Stunden die Woche trainiert habe, da ich nach dem Abi eigentlich Tänzerin werden wollte. Das Abi war für mich nur etwas, das ich erst einmal fertig machen musste, bevor ich Tänzerin werden wollte. Aber Ende der 11. Klasse hat es mich dann komplett körperlich zerlegt. Ich hatte eine riesige Panikattacke, bei der ich dachte, ‚Okay, jetzt sterbe ich.‘ Diese Erfahrung hat mir dann ein Trauma eingebracht, und ich hatte wirklich zu kämpfen, mich überhaupt noch durch die 12. Klasse Gymnasium zu schleppen. Ich habe dann mein Abi gemacht, und während alle anderen danach ihr Leben gefeiert haben und froh waren, dass sie mit der Schule fertig waren, habe ich es kaum noch vor die Tür geschafft. Einkaufen gehen war für mich schon ein Akt. Ich war wirklich sehr lost.

Also, ich glaube, dieses Verlorensein oder Planlossein nach dem Abitur – weil man vielleicht auch gar nicht so richtig weiß, wohin es gehen soll – war bei mir noch verstärkt durch diese Angststörung. Das hat mich noch verlorener fühlen lassen. Meine Mom hat immer versucht, mich behutsam zu ermutigen, meinen eigenen Weg zu gehen, weil klar war, dass wir nur wollten, dass ich nicht noch einmal in ein so tiefes Loch falle, das damals auch mit Antidepressiva und so weiter verbunden war. Es wird jetzt gleich sehr deep, das tut mir leid. Das ist meine Perspektive. Aber um wieder zurück zum Thema zu kommen: Nach dem Abi habe ich zuerst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht, weil es hieß, Kindergeld muss beantragt werden, und ich musste irgendwas machen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist.

Da ich in der 12. Klasse nicht wie alle anderen draußen war und gefeiert habe, habe ich meine Liebe für Make-up entdeckt. Ich habe angefangen, viele YouTube-Videos und Tutorials zu schauen, mich selbst viel geschminkt und Fotos von mir gemacht, um mein Facebook-Profilbild zu aktualisieren. So habe ich auch angefangen, eigene YouTube-Videos und Tutorials zu machen. Dadurch wusste ich, dass mich diese Medienrichtung interessieren würde. Das Kreative, was ich durchs Tanzen nicht mehr ausleben konnte, fand ich im Make-up wieder, da ich nach dem Burnout körperlich nichts mehr machen konnte. Jede Form von körperlicher Anstrengung und Herzrasen hat mir solche Angst gemacht, dass ich das, was ich 13 Jahre lang geliebt hatte, nicht mehr ausüben konnte. Durch das Make-up und die Kombination mit YouTube konnte ich aber mein kreatives Gestalten ausleben.

Und genau, dann habe ich mir gedacht, okay, Theater oder die Medienrichtung würde mich interessieren. Also habe ich erst ein Praktikum bei verschiedenen Radiosendern gemacht und festgestellt, dass Theater- und Medienwissenschaften das Nächste für mich wäre. Das konnte ich mit meiner Angststörung vereinbaren, also bin ich nach Erlangen gependelt. Ich habe mich mit viel Mühe und Not zwei Semester gegen meine Angststörung durchgekämpft. Als ich dann in einem Seminar eine Hausarbeit über Zombies in der Filmgeschichte schreiben musste, dachte ich nur: ‚Okay, das ist Lebenszeit, die ich nie wieder zurückbekomme.‘ Ab diesem Punkt hat das für mich gar keinen Sinn mehr gemacht, also habe ich damit aufgehört. Dann dachte ich mir, okay, du bist schon kreativ, aber du musst etwas Vernünftiges machen – also studierst du BWL. Auch da habe ich schnell festgestellt: Zahlen sind nicht meins. Ich glaube, ich habe da wirklich eine Schwäche. Es war mir außerdem zu trocken. Es waren zwar nette Menschen dabei, aber ich habe mich immer fehl am Platz gefühlt, also habe ich auch das abgebrochen. Für mich war dann klar, dass ich den Fokus auf die Make-up-Artist-Richtung setzen möchte. Meine Mama meinte, dass ich erst eine Ausbildung zur Kosmetikerin machen sollte, um eine gute Basis zu haben, und danach könnte ich mich zur Make-up-Artistin weiterbilden.

Das habe ich dann gemacht und in der Kosmetikschule schnell festgestellt, dass das zwar alles spannend ist, aber ich die typische Kosmetikerin nicht sein wollte. Also habe ich mich auf das Make-up konzentriert und meinen ersten Job im Einzelhandel bei Mac Cosmetics in der Innenstadt angefangen. Ich wollte eigentlich parallel dazu eine Ausbildung zur Make-up-Artistin machen, aber das haben sie mir nicht erlaubt, weil ich am Wochenende gefehlt hätte. Also habe ich zwei Jahre bei Mac gearbeitet. Zwei war damals meine magische Zahl: Nach zwei Semestern habe ich jedes Studium abgebrochen, und nach zwei Jahren bei Mac bin ich gegangen. Nicht, weil mir der Beruf nicht gefallen hat, sondern weil ich das Gefühl hatte, dass ich den Serviceanspruch, den ich an die Endverbraucher*innen hatte, dort nicht gerecht umsetzen konnte. Der Fokus lag damals schon stark auf dem Onlinehandel und nicht auf dem Face-to-Face-Kontakt und der Beziehung, die man aufbauen kann. Dann kam Burnout Nummer zwei, die magische Zwei war wieder da, und ich dachte mir, ich muss mich nicht für ein Unternehmen aufopfern, das meine Arbeit und den geilen Shit, den ich gemacht habe, gar nicht schätzt. Ich habe damals das Team vor Ort geleitet, acht Mädels, und an dem Punkt habe ich gemerkt, dass es keinen Sinn macht, wenn du dein Team nicht mehr motivieren kannst, weil du nicht hinter der Unternehmensphilosophie stehst. Das ist dann auch sehr witzfrei.

Und dann habe ich gekündigt und mir gedacht, ich mache mich jetzt selbstständig, weil ich einfach meinen Frieden haben wollte. Ich wollte in Ruhe und Frieden arbeiten. Ich bin nicht selbstständig geworden, weil ich dachte, ich mag nicht mit anderen Leuten zusammenarbeiten oder ich muss mein eigener Chef sein – das war ich ja schon. Aber ich wollte die Ansprüche, die ich an eine Dienstleistung und an dieses Handwerk habe, sauber umsetzen können. Das hat mir der Einzelhandel einfach nicht mehr ermöglicht. Ich dachte mir, naja gut, andere machen nach dem Abi ein Auslandssemester oder Work and Travel und verdienen wenig dabei. Jetzt mache ich meine eigene Experience auf meine Kosten. Also habe ich sehr schnell gekündigt, habe noch ein, zwei Weiterbildungen gemacht und dann bei meiner Mama im ehemaligen Wohnzimmer angefangen. Sie hat das Zimmer geräumt, das Sofa auf den Sperrmüll gebracht und gesagt: ‚Gut, ich ziehe in dein Kinderzimmer mit meinem Tisch und meinen Stühlen.‘ Die Wohnung war in einer Reihenhaushälfte, und da habe ich dann unten mein Studio eingerichtet. So ist ‚Modern Grace‘ entstanden. Das war 2019 – Ende 2018 habe ich gekündigt, dann noch drei Monate parallel in einem Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt gearbeitet, das nenne ich jetzt nicht, weil es das nicht wert ist. Und 2019 lief es schon richtig gut. Ich habe in diesem Jahr mehr über mich selbst und das Selbstständigsein gelernt und darüber, wie man ein Unternehmen aufbaut, als ich wahrscheinlich jemals durch ein BWL-Studium gelernt hätte. Vor allem habe ich erkannt, dass es im klassischen Angestelltenverhältnis wichtig ist, für jemanden zu arbeiten, der oder die dir den Raum gibt, zu wachsen und dich weiterzuentwickeln. Denn guess what, es ist ja auch gut für das Unternehmen, wenn du wachsen kannst. Und das war ich schon immer – jemand, der wachsen wollte. So bin ich letztendlich dahin gekommen, aber ehrlich gesagt war es eigentlich eine Flucht und Angst vor einem zweiten Burnout.

Eva: Ich hatte einen Gedanken zu BWL, ich habe BWL studiert, ich habe es durchgezogen.

Lisa: Du warst so eine taffe Maus, aber ich bin bei Buchführung, also bei Buchführung, da war ich auch raus, also Buchführung, aber da habe ich einfach auch gemerkt, ich habe diese Vorstellungskraft nicht zu verstehen, wenn ich das eine wo wegbuche, dass das woanders hinkommt, ich habe es gehasst, ich habe mich gehasst, ich habe dieses Fach gehasst.

– aber da habe ich einfach gemerkt, ich habe nicht die Vorstellungskraft, zu verstehen, dass wenn ich etwas weg buche, es woanders hinkommt. Ich habe es gehasst, ich habe mich gehasst, ich habe dieses Fach gehasst.

Eva: An sich interessant, deswegen habe ich dann weitergemacht…Schwerpunkt Marketing, ein bisschen kreativer war's dann. Mehr als Buchführung.

Lisa: Ich hätte wahrscheinlich durchhalten müssen. Man muss immer gucken, bis zu welchem Preis. Wenn du schon ein halbes Magengeschwür hast, weil du merkst, ich passe hier einfach nicht in diese kleine Box, die ich mir gerade hingestellt habe, dann ist es auch vollkommen legitim, das zu lassen. Und wie gesagt, ich habe viel abgebrochen und mich oft gefragt, ob ich überhaupt irgendwann mal etwas in meinem Leben durchziehe. Ich war in der Schule so eine Hermine Granger, so ein richtig fleißiges Mäuschen. Es war nie meine Intention, Dinge nicht fertig zu machen, aber dieses Gefühl von „Ich bin hier nicht richtig“ – gerade nach dem Burnout, da ist meine Angststörung immer wieder hochgekommen, wenn ich versucht habe, an etwas festzuhalten, das nicht funktioniert.

Eva: Das Gefühl kenne ich. Ich habe das BWL-Studium zwar durchgezogen, aber es gibt genug drumherum, was ich nicht durchgezogen habe – wie Jobs kündigen oder gekündigt werden.

Lisa: Ganz ehrlich, man muss dankbar sein für jeden, der einen kündigt. Wir sind alle Gewohnheitstiere. Ja, und ich glaube, wir ziehen oft kontrollierten Mist vor, weil wir wissen, „Okay, das ist wieder der Typ, der mir morgen was Falsches sagt“ oder „Das ist wieder der Arbeitsablauf, der eigentlich gar keinen Sinn macht, aber ich mache es halt so“. Anstatt sich auf etwas Neues einzulassen. Es gibt einen schönen Spruch: „What if I fall?“ Und die Antwort: „But what if you fly?“ Das ist genau das Ding. Man geht immer davon aus, dass es nicht schlimmer werden kann, aber ich glaube, du wirst immer belohnt, wenn du einen Schritt mehr zu dir selbst findest und wächst.

Eva: Ja, und selbst wenn der Schritt sich im Nachhinein als nicht richtig herausstellt, kommt trotzdem immer etwas Gutes dabei heraus. Egal was.

Lisa: Es ist immer ein Lernprozess. Genau so haben wir laufen gelernt – wir sind 500 Mal hingefallen und haben gemerkt, wir müssen den Kurs korrigieren. Ich glaube, das ganze Leben ist eine Kurskorrektur und eine Reise zu sich selbst. Und das hört nie auf. Viele vergessen das einfach.

Eva: Genau, wir haben ja nicht ewig Zeit. Wenn man sich das so vorstellt – ich bin jetzt 35 – wenn ich vielleicht... sagen wir, 35 Weihnachten sind noch vor mir… oh Gott, das ist jetzt tief. Aber trotzdem: Ich glaube, viele Leute denken, „Ja, ich mache einfach so weiter“, anstatt mal was zu ändern. Man muss nicht immer gleich alles hinschmeißen, aber ich habe auch schon gekündigt, ohne etwas Neues zu haben.

Lisa: Ja, und das ist vollkommen legitim. Ich glaube, wenn das Leben denkt, es ist die richtige Entscheidung, dann findest du auch relativ schnell eine Lösung. Ich denke, es gibt nicht unbedingt schlechte Entscheidungen. Du musst einfach irgendwann eine Entscheidung treffen, und lieber früher als zu spät. Dann passt du den Kurs wieder an. Ich bereue keinen meiner Umwege, weil ich aus allem etwas mitgenommen habe. Selbst wenn ich nur gelernt habe, welche Türen ich nicht mehr öffnen möchte. Allein das ist schon ein großes Learning – zu wissen, was man nicht möchte.

Eva: Zum Beispiel habe ich den Umweg gemacht und eine Trainerlizenz erworben, das kam auch durch einen anderen Job, nicht den, den ich jetzt habe. Das entstand, weil es mir dort nicht gefallen hat.

Lisa: Weil wir uns manchmal selbst nicht erlauben oder den Mut haben. Und ich meine, jetzt habe ich wirklich ganz, ganz viele verschiedene Kundinnen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen bei mir, und es ist schon auffällig, wie Unternehmen oft damit spielen. Sie loben dich, aber gleichzeitig geben sie dir auch noch einen Schlag mit der Bratpfanne und sagen: „Naja, das war gut, aber…“ Das hält die Leute klein und gibt ihnen das Gefühl, sie seien vielleicht nicht bereit für den großen Teich. Das ist schade. Viele Menschen haben gar nicht vor Augen, was für sie selbst groß ist. Sie denken oft, es sei genau das, was die anderen auch machen, aber das ist vielleicht gar nicht so. Es ist gut, dass wir alle unterschiedliche Dinge mögen und unterschiedliche Stärken haben. Sonst hätten wir als Gesellschaft ein großes Problem, wenn alle nur gut im Feuerlöschen wären, aber keiner gut im Arztberuf oder in anderen Bereichen. Das funktioniert ja auch nicht. Ich glaube, in jungen Jahren sucht man oft Bestätigung und orientiert sich an dem, was alle anderen machen, weil das aus einer Unsicherheit herauskommt.

Eva: Ja, ich glaube, man will dann irgendwie nicht auffallen und auf keinen Fall ausgeschlossen werden.

Lisa: Ja, genau. Das geht von der Familie über Freunde bis hin zum weiteren Umfeld. Du lernst von klein auf, was richtig und falsch ist. Und es gibt einen großen Unterschied zwischen den Generationen. Wir sind jetzt in einer Zeit, in der wir uns langsam freischwimmen. Beispielsweise meine Mutter, die ist 71 – eine ältere Generation. Da hast du einen Job gemacht, den du gekonnt hast, und den hast du durchgehend gemacht. Damals hat sich das Berufsfeld nicht so stark verändert. Heute fangen wir an, irgendetwas Neues, und niemand weiß, ob es das in 10, 12, 20 Jahren noch gibt. Wir haben die Freiheit, in jungen Jahren herauszufinden, was uns wirklich interessiert. Es gibt wahrscheinlich Einzelfälle, bei denen jemand in den frühen 20ern genau das findet, was er oder sie gut findet, und das ist super. Wenn jemand das Glück hat, gleich etwas zu finden, das er von Anfang bis Ende durchzieht, ist das großartig. Oder wenn jemand Beständigkeit über alles andere stellt, ist das auch wunderbar. Aber mein Weg war es nicht. Ich sage immer meinen Kunden, die gekündigt haben oder gekündigt wurden: „Herzlichen Glückwunsch!“ Es ist ein kleiner Arschtritt, der dich dazu bringt, nach vorne zu schauen und aus deiner Komfortzone herauszukommen. Oft wartet etwas Besseres auf dich. In den meisten Fällen habe ich noch niemanden getroffen, der gesagt hat, „Ah Mensch, wäre ich lieber geblieben.“

Eva: Und selbst wenn man merkt, dass es vielleicht nicht der richtige Weg war, kann man immer noch eine andere Richtung einschlagen. Man kann immer noch etwas ändern. Was will schon passieren? Viele denken, die Situation passt einfach, und bleiben in ihrem Trott.

Lisa: Genau. Und ich glaube, der Schmerz ist manchmal noch nicht groß genug, um aus den Puschen zu kommen. Man muss oft noch mehr leiden, bevor man handelt. Bei mir war es so, dass ich mich ein zweites Mal gegen die Wand fahren wollte, und das wollte ich nicht. Da dachte ich mir, kein Geld der Welt und keine Position sind es wert, sich so zu quälen. Das war für mich der Moment, an dem ich den Cut gemacht habe.

Wie hat sich deine Selbstständigkeit entwickelt und wird sich weiterentwickeln?

Eva: Hat sich in der Zeit, weil du jetzt auch auf Social Media darüber sprichst, etwas verändert? Wie hat sich das entwickelt, wie du angefangen hast?

Lisa: Total. Das liegt auch daran, dass man sich selbst verändert. Ich bin damals sehr naiv in die Selbstständigkeit gegangen, weil ich dachte, naja, wenn es nicht klappt, muss ich halt drei Wochen Kartoffelsuppe essen. Ich muss sagen, es ist total toll, ich musste in den sechs Jahren niemals drei Wochen Kartoffelsuppe essen. Aber ich hatte halt keinen Plan. Ich wusste nicht, wie man ein Business plant. Ich habe nie einen Businessplan geschrieben, auch heute nicht. Ich wusste einfach, welche Dinge ich gut kann, und ich war immer bemüht, die gute Arbeit, die ich leiste, noch besser zu machen. Diese perfektionistische Art habe ich mir auch sehr stark angeeignet. Ich bin damals sehr naiv gestartet und dachte, das sei meine Spielwiese.

2019 war mein erstes Jahr der Selbstständigkeit, und 2020 kamen die ersten Lockdowns wegen Corona. Das war spannend, weil es meinen Arbeitsplatz ein bisschen verändert hat. Ich war tatsächlich schon zwei, drei Tage vor dem ersten Lockdown dicht, weil mir das zu riskant war. Ich habe immer auf Hygiene und Sauberkeit geachtet, aber ich stellte fest, dass die Leute glaubten, nur weil ich einen Tisch abwischte, könnte ich alles verhindern. Das war mir zu heikel, besonders da ich auch Kunden hatte, die schwanger waren. Daher verstand ich schnell, dass es nicht sinnvoll ist, darüber nachzudenken, was alles nicht geht, sondern was geht.

Da kam meine YouTube-Vergangenheit ins Spiel. Ich versuchte, meine Follower auf Social Media mitzunehmen, und während der Lockdowns habe ich viel kreativen Content online erstellt. Ich wollte den Leuten etwas bieten, um sie aus der allgegenwärtigen negativen Stimmung herauszuholen. Während des ersten Lockdowns entdeckte ich Nail Art. Vorher hatte ich eine Kundin aus Berlin, die immer mit fancy Nägeln kam, die in einem schicken Nagelstudio gemacht wurden. Das fand ich so cool, dass ich es auch lernen wollte. Im ersten Lockdown hatte ich Zeit, daran zu arbeiten, und buchte Online-Workshops bei Nagelstudios in Barcelona und anderen Orten. Ich setzte mich jeden Tag hin und arbeitete an Nail Art. Als ich aus dem ersten Lockdown herauskam, startete ich mit Nail Art als neuem Angebot und hatte einige Kunden dafür gewonnen. Durch den Content, den ich online gemacht hatte, und die Tatsache, dass die Leute nicht reisen konnten, entschlossen sich viele, sich bei mir etwas Gutes zu tun, was dazu führte, dass mein Kundenstamm wuchs.

Ich nahm nach dem ersten Lockdown einige Dienstleistungen vorübergehend aus meinem Angebot, besonders solche, die nah am Körper waren, wie Augenbrauen-Styling oder Wimpernlifting, weil ich die Ansteckungsgefahr für zu hoch hielt. Das bedeutet nicht, dass ich die Hygieneregeln nicht beachtete – ich hielt sie streng ein, weil ich es mir und meinen Kunden, die in einem Wohnhaus waren, besonders wichtig war, keine Risiken einzugehen. Ich machte das Fenster offen, alle trugen Masken, und ich erfüllte alle Regeln doppelt und dreifach.

Als ich dann weiter wuchs, wurde mir klar, dass ich, wenn alles wieder normal wird und ich die anderen Dienstleistungen wieder anbieten kann, ein Problem haben würde. Der Tag hat nur 24 Stunden, und ich habe nur zwei Hände, zwei Augen, zwei Ohren und zwei Beine. Es war klar, dass ich es alleine nicht mehr managen konnte. Entweder musste ich etwas komplett weglassen oder jemanden einstellen. Der Plan war, jemanden einzustellen, aber dazu benötigte ich eigene Räumlichkeiten. Meine Mama hätte zwar der neuen Person den Schlüssel gegeben, aber ich wollte das nicht. Also suchte ich im zweiten Lockdown nach Räumlichkeiten, was taktisch klug war, weil viele ihre Ladengeschäfte aufgaben, da sie sich die Miete nicht mehr leisten konnten. Ich fand schließlich einen Raum und nutzte den dritten Lockdown, um den Umzug zu planen und durchzuführen. Ich habe jeden Lockdown genutzt, um zu wachsen und die nächsten Steps vorzubereiten. Man muss dazu sagen, ich habe, und das zeigt wieder eine gewisse Naivität, aber ich bin trotzdem stolz darauf, wie ich es entschieden habe, ein Ladengeschäft gewählt, in dem ich mich jetzt befinde. Ich habe einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben, weil viel Renovierung nötig war und das während des Lockdowns. Also habe ich für fünf Jahre unterschrieben, mit einer Miete, die dreimal so hoch war wie die, die ich bei meiner Mutter gezahlt habe – also knapp einen Tausender. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie oft ich in der Zukunft noch schließen müsste, aber ich wollte nicht auf dieses Jahr zurückblicken und denken, ich hätte es nicht gemacht. Ich glaube auch, dass viele Leute denken, „Oh Gott, was könnte passieren?“ Aber ich dachte, selbst im schlimmsten Fall hätte ich es wenigstens versucht.

Eva: Fünf Jahre sind eine lange Zeit, aber vielleicht hätte jemand anderes einen Laden gesucht.

Lisa: Genau, richtig. Es gibt meistens, nicht in jeder Situation, aber oft irgendwie eine Lösung. So bin ich also in den Laden eingezogen, und das war natürlich ein großes Learning. Plötzlich arbeitete ich wieder mit Menschen zusammen – zwei fantastische Frauen, die ich noch aus meiner Kosmetikschulzeit kannte. Sie begannen bei mir als Freelancerinnen. Durch meine Präsenz und das Wachstum des Geschäfts musste ich aber auch Dinge ändern, die ich vorher manuell erledigt hatte. Ich hatte anfangs kein Buchungssystem und so weiter. Also musste ich schnell lernen, dass es nicht funktionierte, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten und dann noch zwei, drei Stunden über WhatsApp Nachrichten zu beantworten. Das ging einfach nicht.

Es war immer wieder ein großes Learning und ein stetiges Wachstum, manchmal schneller, als ich es mir gewünscht hätte. Rückblickend sind diese sechs Jahre wie eine Szene, in der man am Bahnhof steht und der Zug einfach einmal durchfährt, während man am Gleis steht. Der Druck und die Belastung über die Zeit haben dazu beigetragen. Dazu kam auch, dass ich mich mit den Corona-Hilfen nicht genau auskannte und nicht wusste, wie viel ich zurückzahlen muss. Es war plötzlich eine große Summe Geld, die ich heute begleichen soll.

Das sind Dinge, die meine Spielwiese zwischendurch ein bisschen trüben ließen, weil ich einfach gemerkt habe, dass nicht immer alles happy-clappy ist. Und das gehört dazu – mit solchem Druck umzugehen. Das habe ich mehr oder weniger, besser oder schlechter, versucht hinzukriegen. Und das ist ein Thema, das mich immer noch begleitet. In einem dienstleistenden Bereich möchte man natürlich, dass die Kunden zufrieden sind und die beste Zeit bei dir haben. Dabei kann es sehr schnell passieren, dass man eigene Bedürfnisse vergisst. Ich würde sagen, dass ich mich jetzt fast ein drittes Mal gegen die Wand gefahren hätte, weil ich diesen Glaubenssatz hatte, dass Selbstständigkeit bedeutet, ständig zu arbeiten. Das ist ein Satz, den ich überhaupt nicht mag, weil, ja, dein Job ist präsenter als vielleicht in einer Festanstellung, aber du musst dir trotzdem Pausen einräumen. In den letzten sechs Jahren war ich darin sehr schlecht. Meine Vorbereitung auf Social Media dient jetzt auch dazu, den Leuten zu zeigen, dass ich nicht nur einmal im Monat hier bin, wenn sie vorbeikommen, sondern dass ich teilweise 12,5 Stunden am Stück arbeite, ohne eine Pause einzulegen – das ist mein Fehler, weil ich es falsch plane oder es bisher so gemacht habe. Es war mir wichtig, den Leuten zu zeigen, was hinter Modern Grace steckt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich wieder gewachsen bin, weil ich festgestellt habe, dass es wichtig ist, auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten, um gut performen zu können. Es ist wie im Flugzeug: Wenn die Atemmasken runterfallen, zuerst dir selbst anziehen und dann anderen helfen. Ich habe glücklicherweise ganz tolle Frauen, die ihre Termine schon viel früher gesehen haben als ich.

Aber das dauert manchmal, das können hier 500 Leute sagen, und dann ist es der 501ste und du sagst: Ah ja, stimmt. Und das ist gerade das, woran ich arbeite, dass ich einfach schaue, dass ich wieder eine Chance auf ein Privatleben habe. Weil der Tag hat nur 24 Stunden, du hast nur so viel Kraft, wie du Kraft hast. Und mein Job ist ein sehr persönlicher, ich habe ein sehr enges Verhältnis zu den Leuten, die mich besuchen. Und du bist sozial danach einfach durch, du bist so "durchgenudelt", du bist so einfach, dass viel an Privatleben auf der Strecke bleibt. Unter anderem auch dein Körper. Und daran möchte ich jetzt arbeiten, dass sich das verändert. Das ist aber natürlich auch nicht immer für alle einfach, die ... Also, alle lieben meine Arbeit, glaube ich, würde ich jetzt mal sagen, ich möchte mich jetzt mal aus dem Fenster lehnen – oder jedenfalls die, die kommen. Wenn die nicht kommen, denen ist das auch vollkommen, das sei denen fein. Aber das hat natürlich jetzt auch zur Folge, dass ich auch an Dingen drehen muss, die für andere Leute, für die Leute, die kommen, natürlich davor bequemer waren. Und das ist für mich als ganz großen People-Pleaser ein großer Schritt zu sagen: Halt, stopp, jetzt komme ich. Und zu schauen, dass ich jetzt auf mich achte. Und das ist, würde ich sagen, schon dieser Prozess über diese Zeit, und ist eigentlich auch das Ding, glaube ich, das wirklich das ist, wofür Selbstständigkeit stehen soll: dass du selbst auf eigenen Beinen stehst und auch schauen musst, dass du da stehen bleibst.

Eva: Also du nimmst jetzt gerade die Leute mit. Ich arbeite im Social-Media-Bereich, ja. Deswegen finde ich es wichtig, dass du sie mitnimmst und sagst, was gerade läuft oder was du eigentlich am Tag machst, und nicht einfach dann vielleicht im Oktober sagst: So, jetzt ändert sich das und das, weil die Leute dann vielleicht denken, hey, warum?

Lisa: Und das ist auch, und ich glaube, das denkt man oft, dass es die Aufgabe von anderen Menschen ist, dich zu verstehen. Aber das ist es gar nicht. Und das ist auch der Punkt: Es ist meine Verantwortung, in der Branche, in der ich arbeite, dafür zu sorgen, dass ich zum einen vielleicht für zukünftige Angestellte, die noch dazukommen, ein attraktives Umfeld gestalte. Und zum anderen sehe ich das irgendwo auch als meine Aufgabe, vielleicht generell für die Leute, die selbstständig sind, aber auch für die Leute im Dienstleistungssektor oder gerade in dieser Beauty-Branche, die man immer so gerne verschreit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Es ist einfach zu sagen, diese Branche sei schlecht und sich über bestimmte Unternehmenskonzepte zu beschweren. Aber wir haben, wenn wir in irgendeiner Form daran teilnehmen, sei es jetzt als Konsumentin oder als dienstleistende Person, eine Verantwortung. Und das ist auch meine Verantwortung, vor meiner Tür zu kehren und mich nicht darüber zu beschweren, dass es mir schlecht geht, sondern die Verantwortung zu übernehmen, dass es mir gut geht. Niemand sonst ist dafür verantwortlich. Und ich möchte deswegen alles so offen und transparent zeigen, damit die Leute vielleicht auch bei anderen Dienstleistern, die sie besuchen, das noch mehr schätzen. Jetzt weiß ich, ich muss die Strukturen für mich so ändern, dass sie passen. Denn ich glaube, ich hatte ganz lange im Kopf, dass ich bestimmte Dinge nicht verändern darf, weil dann keiner mehr kommt. Das ist Schwachsinn, denn du musst dir eine Zielgruppe aufbauen, die zu deinen Bedürfnissen passt. Und es ist gut, dass es für jede Zielgruppe einen Ort gibt. Nicht alle Zielgruppen kommen zu mir, und die haben auch nicht alle etwas bei mir verloren, weil sie damit auch nicht alle glücklich wären. 

Aber ich verstehe für mich noch viel mehr, dass ich das brauche. Und ich glaube, das ist auch das Ding, dass wir es ganz schlecht aushalten können, wenn jemand anders kein Verständnis hat. Also, ich finde, meine Kundschaft, die geht das nicht wirklich etwas an, weswegen ich Dinge so entscheide, wie ich sie entscheide. Und umgekehrt geht es mich aber auch nichts an, ob sie das jetzt für sinnvoll halten oder nicht. Das ist aber eine ganz große Grenzüberschreitung, die, glaube ich, ganz oft passiert. Das lerne ich gerade, dass man... also ich glaube tatsächlich, dass ich gar nicht so viel lernen muss, auszuhalten, weil ich denke, alleine wie du Dinge kommunizierst und mit einem Rückgrat dahinter stehst, erklärt sich das für viele Leute schon. Aber ich glaube nicht, dass alle alles verstehen oder dass alle verstehen wollen. Und das ist vollkommen legitim. Also, wenn wir eins irgendwie von der Reise auf dieser Erde mitnehmen sollten, glaube ich, dann ist es, dass wir schauen müssen, dass wir glücklich werden. Dass wir die Dinge kommunizieren, unsere Bedürfnisse kommunizieren, die wir für uns brauchen. Und wenn Konsument XY sagt: "Hey, das finde ich jetzt aber doof," dann sage ich: "Go and find your happiness somewhere else." Aber das ist ein Prozess, weil wir das so tief verinnerlicht haben. Ich glaube, wir Frauen haben das nochmal mehr verinnerlicht. Ich denke, du hast die Verantwortung, anderen Leuten mit deinen Bedürfnissen nicht mutwillig weh zu tun, das ist ganz klar. Aber ansonsten ist immer die Frage, was ist deine Aufgabe und was ist meine Aufgabe? Und wenn ich für mich eine Entscheidung treffe, dann ist das meine Aufgabe, diese so zu treffen, dass sie mich glücklich macht. Und die andere Person muss für sich schauen, ob man dann noch gemeinsam den Weg gehen kann oder nicht. Und ich glaube, das ist etwas, das sich nicht nur auf diese berufliche, unternehmerische Thematik runterbrechen lässt, sondern eigentlich auf alle zwischenmenschlichen Begegnungen, die wir haben – sei es familiär, in Freundschaften oder in romantischen Beziehungen. Überall ist das das gleiche Thema. Und es hat, glaube ich, einfach damit zu tun, sich gegenseitig den Raum zu geben, das fühlen zu dürfen, was man halt fühlt.

Eva: Ja, ich glaube auch, alles, worüber wir gerade gesprochen haben, würde auf private Beziehungen passen. Auch wie viele Leute in einer Beziehung bleiben, sei es in einer Freundschaft oder einer romantischen Beziehung, weil sie denken, naja, es könnte eigentlich etwas Schlechteres kommen, aber vielleicht kommt ja auch etwas Besseres. Vielleicht kommt auch gar nichts, das weiß man nicht.

Lisa: Aber du stehst dir selbst und der anderen Person im Weg. Denn beide haben das Recht, glücklich zu sein, und die andere Person wird auch nicht glücklich sein, wenn du es nicht bist, weil sie sich denkt: "Mensch, total doof, wenn ich gar nicht die Nummer eins bin." Deswegen kommt eigentlich immer etwas Gutes heraus, wenn man für sich einsteht. Auch wenn das am Anfang Angst macht, ist es erstaunlich, wie sehr das Leben dafür immer belohnt.

Eva: Ja, tatsächlich, bei jeder Entscheidung, die ich bis jetzt getroffen habe, habe ich gedacht, es könnte vielleicht eine schlechte oder eine bessere sein. Aber im Grunde kam immer eine Situation heraus, die ein Stück besser war.

Lisa: Ja, und du hast immer etwas daraus gelernt. Und du hast dich selbst viel besser kennengelernt. Ich denke wirklich, dass man manches mit der Zeit entspannter sieht, vielleicht mit 30 entspannter als mit 20, wo man vielleicht noch stärker im Außen verankert ist. Aber ich glaube auch, dass das ganze Self-Awareness-Thema und mentale Gesundheit jetzt einfach präsenter sind. Der Fokus liegt viel früher darauf, wer ich bin. Ich bin ein komplexes Puzzle aus vielen Teilen, mit vielen Komponenten. Ich weiß noch, damals mit dem Burnout mit 17, das hat keiner in meinem Umfeld verstanden – dass ich jetzt nicht auf eine Feier gehe, weil ich einfach eine Scheißangst habe, überhaupt aus der Haustür zu gehen oder Depressionen zu haben. Und deswegen dann dafür eine Therapie zu machen. Das waren alles Dinge, die man sich immer wie Menschen in Zwangsjacken vorgestellt hat. Es ist schön, dass wir davon wegkommen, Leute bewusst in irgendeine Schachtel zu packen: "Du bist jetzt so und so alt, du hast dieses Geschlecht und deswegen musst du genau diesen Berufs- und Lebensweg einschlagen." Und dass die Leute langsam aus diesen Boxen herauskriechen und feststellen, dass sie vielleicht gar nicht in eine Box passen müssen. Vielleicht kann ich mir zu meiner Box noch eine andere dazu basteln, und vielleicht darf ich auch jeden zweiten Samstag von Box zu Box springen. Aber ich denke, manche Menschen engen sich selbst ein bisschen ein. Das ist schon etwas, was wir vorgelebt bekommen haben, und deswegen möchte ich auch mit gutem Beispiel vorangehen und den Leuten zeigen, dass man wieder ein Grundvertrauen darin entwickeln kann, dass man nicht alles kontrollieren muss. Wenn du die Wege gehst, die sich für dich richtig anfühlen, dann kommst du automatisch auf deinen “richtigen” Weg. So, das war jetzt sehr deep. Aber das ist auch das, was die Leute tatsächlich bei mir im Studio erleben. Es ist immer eine kleine Therapiesitzung.

Eva: Das finde ich auch schön. Viele Menschen kommen und erzählen dir relativ schnell sehr private Dinge, die den Raum nicht verlassen, aber das ist schon irgendwie schön.

Lisa: Aber wie du sagst, am Ende des Tages ist es dann... Es ist Schwarmwissen. Denn ich habe viele Frauen bei mir sitzen. Es hat sich auch der eine oder andere Mann schon mal bei mir verirrt, die sind auch herzlich willkommen. Aber ja, es ist einfach schön, weil final, egal wie unterschiedlich wir sind, irgendwo der grobe Strang dann doch immer sehr ähnlich ist. Die Ereignisse laufen doch irgendwie, wenn du sie nebeneinander hältst, sehr ähnlich ab. Und das ist dann Schwarmwissen, das man sammelt und weitergibt. Das ist total bereichernd. Es ist auch anstrengend, I'm not gonna lie. Aber das macht auch die Zeit, die die Leute dann bei mir sind, sehr besonders. Man geht abends nochmal raus und denkt über das Gespräch nach.

Eva: Du hast vorhin gesagt, du möchtest jetzt auch wieder mehr auf dich schauen. Deswegen schwenken wir jetzt mal rüber zum Thema Bewegung.

War Bewegung schon immer Teil in deinem Leben?

Eva: Was machst du gerade? Machst du überhaupt was? Und du hast dir vorhin gesagt, du hast schon wieder getanzt?

Lisa: Also, ich habe tatsächlich mit Ballett angefangen, weil es im Moment damals irgendwie halt für mich passte. Da war ich vier. Ja gut, dann sind es vielleicht mehr als 13 Jahre. Ich habe mit Ballett angefangen, und das war einfach so ein Ding von, naja, damit das Kind sich halt mal bewegt. Und dann habe ich, das hat sich dann in eine Art Vorausbildung entwickelt, wo du erst mit Ballett anfängst. Dann habe ich viel Hip-Hop getanzt zusätzlich. Und dann kam, das nennt sich Charaktertanz, da sind verschiedene russische und spanische Volkstänze dabei. Das habe ich gemacht. Dann kam irgendwann Spitzentanz dazu, also Tanz auf der Spitze. Jazz-Dance habe ich auch gemacht und Modern Dance. Also gefühlt alles, was es gab – naja, nicht alles, aber viele verschiedene Stile. Diese Sachen habe ich gemacht, und mit jedem Jahr, das ich dabei geblieben bin, und mit jedem Jahr, das ich älter wurde, kamen mehr Kurse dazu. Meine Mami war irgendwie in der Lage, das zu bezahlen. Sie hat mich auch unzählige Male in der Woche nach der Schule überall hingefahren. Und dann wurde das so mein Ding. Und jetzt rückblickend habe ich gemerkt, dass ich damals schon schlecht auf meinen Körper geachtet habe. Ich würde sagen, ich war nicht untalentiert, was natürlich das Ganze noch spaßiger für mich gemacht hat. Ich erinnere mich, dass ich einmal eine Schürfwunde am Bein hatte. Es war eine leichte Verletzung, und der Kinderarzt meinte, ich dürfte keinen Sport mehr machen. Aber ich habe das als Kind nicht verstanden, und das war genau zu der Zeit, als ich eine Aufführung hatte. Die Wunde ist dann tatsächlich bis zum Knochen aufgerissen. Ich habe das als Kind einfach ertragen, mit einer halb offenen Wunde herumzulaufen, weil ich so sehr dafür gelebt habe und es so sehr geliebt habe. In der Schule war ich auch gut. Ich war keine Einser-Schülerin, aber es gab keinen Grund, mir den Tanz wegzunehmen. Ich war nie ein pubertierendes Kind, ich war unfassbar umgänglich und immer regelkonform unterwegs. Wir waren auch nur zu zweit zu Hause, weil ich nur mit meiner Mama groß geworden bin. Tanz war mein Leben. Die Schule war eben auch da. Deswegen habe ich das damals sehr intensiv gemacht und hatte auch Lehrerinnen, die aus dieser Branche kamen. Sie waren selbst Tänzerinnen und dementsprechend mit einer wahnsinnigen Disziplin unterwegs. Generell würde ich sagen, dass Tanz, gerade auf der klassischen Ballett-Ebene, viel damit zu tun hat, den Körper an seine komplette physische Grenze zu bringen. Das hast du dann so verinnerlicht. Ich würde sagen, bis vor meinem Burnout... Ich habe nicht mal meine Tage bekommen, wenn es mir nicht gepasst hat. Ich war auch nie krank, wenn es nicht gepasst hat. Ich hatte meinen Körper konstant unter Kontrolle. Ich bin mit Impfungen in beiden Armen noch ins Training gegangen, weil ich Training hatte. Ich schwärmte damals sehr für einen Typen, der wollte an meinem Geburtstag mit mir ausgehen, und ich sagte: “Nein, ich habe Training, das geht nicht.“ So war ich drauf. Dann, durch das Burnout, konnte ich das alles nicht mehr. Mein Gleichgewichtssinn war auch im Ohr durch das Trauma so geschädigt, dass ich auf einmal meinen Körper überhaupt nicht mehr kontrollieren konnte. Das war für mich ganz, ganz krass. Ich habe dann lange Zeit Abstand vom Thema Bewegung gehalten, weil es mir einfach Angst gemacht hat. Dieses Jahr habe ich wieder mit Jazz Dance angefangen. Davor war es auch eine finanzielle Frage, ich konnte es mir einfach nicht leisten. Ich war ein, zwei Mal in einem Fitnessstudio, aber ich habe sehr schnell festgestellt, das ist nicht meine Welt. Ich brauche Bewegung, die mir zeigt, dass ich mich bewege. Ich habe mehr Spaß an Tanz, an Musik, an Beats – das ist mein Element. Ich war damals auf dem Laufband im Fitnessstudio und hörte Beyoncé “Run the World“, aber das hat mich nicht abgeholt. Es war ein Fitnessstudio mit fast nur älteren Menschen, und es war für mich fast erschreckend zu sehen, dass sie alle sportlicher waren als ich. Deswegen war ich da dann raus. Ich war zwar noch ein paar Mal im Friday hier in Nürnberg, weil das kein typisches Fitnessstudio ist, sondern auch Kurse anbietet. Da waren wir zweimal mit Modern Grace als große Truppe – alle, die Lust hatten, sind gemeinsam hingegangen. Wir dachten, manchmal ist man ein bisschen schüchtern, das erste Mal alleine hinzugehen. Es war mega schön, weil wir dann in einem Kurs mit anderen waren.

Jetzt habe ich dieses Jahr für mich Jazz wiederentdeckt. Und das ist so krass, weil das irgendwie auch wie ein Wiederfinden meines alten Ichs ist. Es sind die schönsten 60 Minuten in meiner ganzen Woche. Ich liebe es, obwohl ich dabei einen Puls habe, der nicht gesund sein kann, weil meine Kondition aktuell wie die eines Elefanten ist. Aber das ist jetzt meine Form von Sport. Außerdem habe ich seit zwei Jahren einen Hund, und der hat mich aus diesem völligen “Couch-Potato-Leben“ herausgeholt. Vorher war ich jemand, der lieber das Auto noch zweimal um den Block gefahren hat, nur um noch näher an mein Ziel zu kommen und so wenig Schritte wie möglich zu laufen. Aber sobald du einen Hund hast, bekommt das Laufen plötzlich einen Sinn. Er hat mir in der Zwischenzeit und auch jetzt noch total geholfen, wieder in Bewegung zu kommen. Wenn ich es schaffe, mich noch ein bisschen mehr freizuschwimmen und mir mehr Zeit zu verschaffen, möchte ich vielleicht noch mehr Sport machen, vielleicht noch einen anderen Kurs dazu nehmen oder so. Denn ich merke einfach, wie gut das dem Körper tut. Ich hatte zwischendurch so schlimme Rückenschmerzen, dass ich nachts gar nicht schlafen konnte. Es war einfach der Stress, ich habe mich so sehr über alles gestresst, dass ich nachts schon so verkrampft geschlafen habe. Ich erinnere mich noch, wie ich damals bei der Orthopädin war, die mir nur irgendwelche Spritzen in den Rücken gejagt hat. Das war dann die Lösung. Ich war so sauer, weil sie damals auch zu mir gesagt hat, ich solle einfach einen Yoga-Kurs machen. Da dachte ich mir: “Von welchem Geld?“ Es war wirklich nicht mal eine Frage der Zeit, sondern einfach eine Frage des Geldes, weil ich mir das gar nicht hätte leisten können. Und dann stehst du da, irgendwie nackt, und möchtest einfach nur heulen, weil du dir denkst: “Du dumme Nuss! Ich habe seit Monaten solche Schmerzen.“ Ich konnte einfach nicht mehr auf dem Rücken liegen, weil ich am unteren Rücken so Schmerzen hatte. Sie hatte recht mit der Bewegung, sie lag richtig, aber an ihrer Stelle hätte ich wahrscheinlich nicht gesagt, dass ich Yoga machen sollte. Ich habe es hin und wieder mal zu Hause mit YouTube-Videos versucht, aber mein Problem ist, dass meine Handgelenke das nicht aushalten. Es ist für mich zu anstrengend, auf den Händen zu sein. Deswegen war das halt nichts für mich. Ich verstehe, woher sie kommt und was sie meint, aber in dem Moment hat es mich einfach nicht abgeholt. Ich bin wütend rausgegangen, weil ich in dem Moment auch gar nicht hätte sagen können: „Hey, warum ist es nicht möglich, dass ich jetzt Physiotherapie bekomme?“ Schließlich zahle ich meine blöde Krankenversicherung ja auch selbst, wenn ich selbstständig bin.

Eva: Na ja, und man geht ja auch zu einem, denkt, der hat jetzt irgendeine Lösung.

Lisa: Natürlich ist es einfacher zu sagen: „Hey, wo ist meine Lösung? Mach das mal weg.“ Denn dann ist das Problem einfach weg. Sie hatte letztlich natürlich recht mit der Bewegung. Ich muss auch sagen, dass das eine Zeit war, in der ich noch mehr finanziellen Druck hatte, weil ein, zwei Dinge noch ungeklärt waren. Danach wurde es auch wieder besser. Aber ja, ich hätte es mir damals finanziell einfach nicht leisten können, nicht mal den Fünfziger im Monat, um irgendwohin zu gehen. Für mich war so etwas wie Joggen auch nichts, was mich angesprochen hat. Vielleicht hatte das auch mit meiner Angst vor dem schnellen Herzschlag zu tun. Aber jetzt bin ich sehr, sehr froh, dass ich das wieder mache. Es macht mich unglaublich glücklich. Es ist auch schön zu sehen, wie schnell man besser wird, wie schnell die Kondition zurückkommt und wie viel es einem auch im Alltag bringt. Und natürlich hat man dann auch weniger Schmerzen.

Eva: Auch das, was ich vorhin erwähnt habe, zum Beispiel beim Krafttraining, geht es für mich nicht in erster Linie darum, dass man Muskeln aufbaut oder so etwas, auch wenn das vielleicht ein netter Nebeneffekt ist. Das ist aber nicht das Hauptziel. Vielmehr geht es darum, was ich aus dem Training in meinen Alltag mitnehmen kann, wie zum Beispiel schmerzfrei zu sein oder meinen Körper wieder besser kennenzulernen. Viele Menschen haben ja kaum ein Bewusstsein für ihren eigenen Körper, sie beschäftigen sich nicht damit. Sie wissen vielleicht gar nicht, wie sich ihre Kniescheibe anfühlt oder ähnliches. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ist deshalb so wichtig.

Lisa: Und das ist etwas, das man im Alltag durch verschiedene Faktoren, einschließlich Social Media, total verliert: den Draht zu sich selbst. Ich merke, dass diese 60 Minuten Training eine Zeit sind, in der man sich wirklich einlassen und konzentrieren muss, auf das, was von einem gefordert wird. Du hast gar keine Option, an andere Dinge zu denken, die dich vorher noch beschäftigt haben, und das ist einfach großartig. Ich glaube, jeder muss sein eigenes Element finden, das einem hilft, sich wieder besser zu fühlen. Wenn man sich in seiner Haut wohler fühlt, sei es durch mehr Ausdauer oder weil man sich körperlich besser fühlt, strahlt man das auch aus.

Eva: Absolut. Wenn du zum Beispiel tanzt, dein Element, da leuchten deine Augen schon, wenn du darüber sprichst. Wenn ich zum Beispiel beim Kreuzheben 80 Kilo stemme, fühle ich mich auch total gut, weil man sich kleine Ziele setzt, was in Maßen auch gesund ist.

Lisa: Und du weißt, dass du es geschafft hast. Beim Sport geht es ja auch darum, immer wieder an die Grenze zu gehen, ein kleines Stück darüber hinaus, und dann wieder zurückzukehren. Du merkst, dass du dich stetig weiterentwickelst. Es ist ein kontinuierliches Wachstum auf allen Ebenen, nicht nur, weil man eine bestimmte Menge an Gewicht hebt. Es ist das Ergebnis von konstantem Dranbleiben, über Jahre hinweg. Es gibt immer Aufs und Abs, und trotzdem bleibt man dran.

Eva: Ja, und wenn es mal nicht klappt, probiert man es eben zwei Tage später nochmal.

Lisa: Genau. Auf Dauer merkt man, dass man Erfolge erzielt, kleine oder große, und das überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche. Es geht nicht nur darum, 80 Kilo heben zu können, sondern auch darum, die Fähigkeit zu entwickeln, an Dingen dranzubleiben und Herausforderungen zu meistern. Das habe ich schon in meiner Kindheit durch das viele Training gelernt: dass ich mir Dinge erarbeiten kann. Das prägt einen. Und selbst wenn ich das jetzt nicht mehr so intensiv mache, habe ich immer noch diesen Wert des Dranbleibens. Heute geht es mir nicht mehr darum, besonders gut in etwas zu sein, sondern einfach darum, 60 Minuten lang Spaß zu haben und mich zu bewegen.

War verbindest du mit Krafttraining oder Fitnessstudios?

Lisa: Also, ich muss sagen, ich habe nicht viele Berührungspunkte mit Fitnessstudios gehabt, zumindest nicht im klassischen Sinne. Wie gesagt, ich glaube, es kommt immer darauf an, welches Konzept man gut findet. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich davon nichts halte, weil ich einfach zu wenig Ahnung davon habe. Ich finde, dass wir alle so unterschiedlich sind, dass jeder und jede einfach schauen muss, wo man sich abgeholt fühlt. Es gibt sicher Menschen, die sagen: "Ich will meine Kopfhörer aufsetzen, meine Ruhe haben, aufs Laufband und danach einfach wieder gehen." Das ist super, wenn es ihnen etwas bringt. Ich habe Kunden, die das total feiern, und das ist großartig. Mich persönlich hat es aber nie wirklich abgeholt.

Und wie du schon sagst, mir geht es auch nicht darum, Sport nur wegen eines schöneren Körpers zu machen. Ich finde das immer schwierig, aber wenn es jemandem etwas gibt, ist das toll. Für mich hat das einfach keinen Wert. Ich war in meinem Leben schon mal schlanker, und ich hatte damals viel mehr Gedanken über meinen Körper als jetzt. Kraftsport an sich... als ich die Fragen für dieses Interview gelesen habe, musste ich schmunzeln. Ich hätte googeln können, was Kraftsport genau ist, aber ich habe es gelassen. Ich würde sagen, es ist wahrscheinlich Sport, bei dem man Kraft aufbaut und Ausdauer trainiert. Ich weiß es aber nicht genau. Ich erinnere mich an ein Workout, das ich einmal gemacht habe, und ich merkte, dass ich kaum Muskeln hatte. Es fühlte sich an, als ob ich im Sand feststecken würde, weil diese Muskelgruppen einfach nicht vorhanden waren.

Eva: Krafttraining bedeutet, viel Gewicht zu heben, aber mit wenigen Wiederholungen, um wirklich an die eigenen Grenzen zu gehen. Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern um maximale Kraft. Es ist die Basis für jeden Menschen, nicht nur etwas für Leute, die Pumpen wollen.

Lisa: Man stellt sich bei Krafttraining sofort jemanden mit einem Sixpack vor.

Eva: Ja, und wenn man "Fitness" in eine Suchmaschine eingibt, kommen sofort solche Bilder.

Lisa: Eine lustige Geschichte dazu: Ich hatte eine Kundin, die regelmäßig bei mir war, und irgendwann bin ich umgezogen. Der Umzug war ziemlich anstrengend, weil mein Partner und ich ihn allein gestemmt haben. Ich habe ihr erzählt, wie schwer die Kartons waren, und dann sah ich eines Tages auf ihrem Instagram-Account, dass sie Powerlifting betreibt. Da dachte ich nur: "Willst du mich veräppeln?" Ich sitze da und jammere über drei Kartons, während sie Gewichte stemmt. Es war so beeindruckend, und ich dachte, wie cool das ist. Und gleichzeitig fühlte ich mich dumm, weil ich dachte: "Oh, das ist ja eine Frau, die das macht." Aber es war wirklich toll.

Eva: Powerlifting ist tatsächlich nochmal eine andere Hausnummer, das ist echter Leistungssport.

Lisa: Sie hätte wahrscheinlich alle Kartons allein tragen können. Aber sie hat nur gelächelt und gesagt, dass die Kartons wirklich schwer sind. Ich schätze es sehr, dass sie mir ein gutes Gefühl geben wollte. Alles, was einem hilft, sich selbst zu finden und sich wieder zu spüren, finde ich gut. Aber bestimmte Sportarten, die extrem sind, ziehen vielleicht auch Leute an, die ein größeres Bedürfnis nach Kontrolle haben. Ich zähle mich da auch dazu. Manchmal bringt es Menschen in eine falsche Richtung, und man betreibt Sport aus den falschen Motiven. Es ist besser, etwas zu tun, weil es einem Spaß macht, und nicht, um unbedingt ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Eva: Genau, es geht um Balance. Es ist nicht gesund, wenn man nur noch den Fokus auf eine Sache hat, sei es Arbeit oder Sport.

Lisa: Richtig, und ich glaube, keiner schafft es, dauerhaft in allem Balance zu halten. Aber das ist okay. Wichtig ist, dass man erkennt, wann etwas einem nicht mehr guttut und es Zeit für eine Veränderung ist. Es ist wichtig, sich selbst zu kennen und zu fragen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.

Was ist dein Ziel, wenn du 30 Jahre älter bist?

Ich wünsche mir, dass ich mehr in mir ruhe und gleichzeitig in Bewegung bleibe. Ich glaube, es ist möglich, sich zu bewegen und dennoch in sich selbst zu ruhen. Ich möchte gerne etwas fitter sein, als ich es jetzt auf der Bewegungsebene bin. Aber ich sehe mich auch in Zukunft, selbst mit 70, noch als jemanden, der aktiv bleibt. Dennoch stelle ich mir vor, mit 70 entspannt im Garten zu sitzen, ein Tässchen Tee zu trinken, vielleicht ab und zu ins Jazz zu gehen oder eine Meditation oder ein Yoga-Workout im Garten zu machen. Mir ist wichtig, dass ich in mir selbst ruhen kann. Wenn ich das habe, denke ich, dass ich mit allem anderen um mich herum besser umgehen kann. Das wäre mir wirklich wichtig.

Welchen Tipp hast du für Menschen, denen die Motivation für Bewegung fehlt?

Lisa: Nicht nach rechts und links gucken, was sie anderen machen. Also ich glaube, zum einen muss man gucken, auf was man Lust hat. Und dann einfach mal hingehen und das ausprobieren. Oder gute Freunde anhauen und sagen, hey, weil das Ding ist, man hat immer mindestens eine Person in seinem Umfeld, die das gleiche Problem hat. Und vielleicht kann man ja auch zusammen verschiedene Sachen ausprobieren und gucken, wo man hängen bleibt. Also ich habe genau das Anfang des Jahres gemacht, dass ich mir jemand mitgenommen habe ins Training. Die Person  hat das nicht gepasst. Ich habe gesagt, das ist gar kein Thema, aber ich bleibe, weil mir getauscht. Da bin ich hier sehr dankbar für. Weil ich wäre wahrscheinlich von alleine auch nicht unbedingt schneller, so schnell in die Puschen gekommen. Und einfach dieses Ding von, man glaubt immer, man hat dafür keine Zeit und man glaubt immer, dass man kein Geld hat, das in die Hand nehmen und das einfach trotzdem tun. Lieber auf irgendwas anderes, auf einen blöden Kaffee irgendwo verzichten und das Geld, weil das ist deine, das gehört für mich fast in Altersvorsorge. Weil das ist Altersvorsorge. Wenn du jetzt guckst, dass du jetzt dein Körper gesund hältst und dazu gehört eben halt auch, dass du dich ausreichend bewegst.Und ich glaube generell, auch für die Karriere ist das gut.Weil ich glaube, wenn man ausgelassen ist in irgendeiner Form oder ausgelasset ist durch dieses Thema von, okay, ich bewege mich auch mal, ich kann auch mal einen Stress abbauen, ich kriege mal meinen Kopf frei, dann bist du in allen anderen Dingen auch erfolgreicher, wenn das Leute anstrebend. Wenn nicht, dann macht es einfach, weil es Spaß macht. Aber ich glaube, es ist ganz wichtig, nicht zu versuchen, irgendwas zu machen, was jetzt alle machen. Und wie gesagt, für mich, ich mag das eben persönlich lieber, dass ich gar nicht groß mitkriege, dass ich gerade hier kreue, wie der letzte Depf, weil ich einfach so viel Spaß dabei habe.

Eva: Und auch da, glaube ich, wieder wieder im Rückschluss zum Anfang, dass man auch irgendwie den Mut hat, einfach mal auszuprobieren.

Lisa: Richtig. Auch wenn man vielleicht mal Angst vor was hat, oder so, dass man einfach direkt probiert, wenn es mir nicht gefällt. Nirgendwo beißen die Leute, die haben auch irgendwann mal da angefangen. Jeder hat vielleicht auch einen Mann am Anfang. Und für sich auch rauskriegen mag ich eher das mit anderen Leuten zusammen oder mag ich das lieber für mich alleine. Das ist ja auch ein großer Punkt. Dass du auch sagst, okay, vielleicht ist auch sowas in der Gruppen-Thematik (Spoiler! :)) auch bei dir. Für manche Leute natürlich vielleicht auch noch spannender. Weil sie sagen, hey, wir gehen als Gruppe, wir kommen zusammen und wir wissen, jetzt aggern wir alle mal eine Runde. Aber haben auch alle dabei Spaß. Oder ich glaube auch manchmal, manche Menschen, wie gesagt, alleine tun sich irgendwie leichter, weil sie vielleicht auch am Anfang zum Beispiel jetzt bei mir nicht beobachtet werden, oder so was, und dann, dass sie für sich sind. Und andere vielleicht brauchen das, dass vielleicht drei andere Menschen dabei sind, ob sie die jetzt kennen oder nicht. Aber dass sie sich einfach gegenseitig so ein bisschen motivieren. Und man auch von der Energie vielleicht auch profitiert, die da im Raum auch entsteht, wenn alle on-feier sind. Aber da ist es eben auch sehr wichtig, dass man sich selber kennt und das weiß. Und den ersten Schritt muss man leider Gottes immer selber machen. Aber ich finde, da ist ja, und haben wir auch vorhin ja am Anfang vor der Podcast-Aufnahme drüber gesprochen, dass ja mittlerweile das Spektrum so groß ist, dass du so viel Angebot hast. Und das muss man einfach, du musst dich wahrscheinlich einfach durchprobieren. Und dann sich das, also ich bin so jemand, ich muss diesen Termin fest haben. Dieses Mal hingehen, und das geht nicht. Ich brauche eine feste Uhrzeit, einen festen Tag, weil sonst vergesse ich mich selber. Und wenn man das weiß, dann muss man halt gucken, dass man, dass so die Parameter so legt, dass das nicht passieren kann.

Eva: Richtig, fester Termin und einfach machen. Einfach machen und sich nicht beirren lassen, wenn vielleicht auch das erste, das man gemacht hat, nicht, nicht seins ist. Und auch, wenn man irgendwo ist und erst massiv auch blöd vorkommt, was gut sein kann.

Lisa: Aber auch das ist okay, wenn du feststellst, dass es nicht dein Umfeld, und du möchtest jetzt hier nicht angeguckt werden von einem. Das ist total fine. Aber das war einmal, dann kannst du woanders noch mal hingehen. Und ja, bewegt euch. Lasst uns alle bewegen. Und habt ein bisschen Mut.


Danke, Lisa, für deine Zeit. Wer sich wunderschöne Nägel oder Augenbrauen gönnen möchte, meldet euch bei Lisa!

Alle in dieser Folge erwähnten Produkte und Dienstleistungen sind persönliche Empfehlungen. Es gibt keine Bezahlung oder Gegenleistung von den Herstellern oder Anbietern.

 
 

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