Fettfeindlichkeit - Entstehung & Gegenbewegungen
Bei Bewegung macht’s nicht schlimmer, beschäftigen wir uns monatlich mit Themen rund um Krafttraining und Entspannung. Einmal als Solo-Folge mit mir, nichtsdestotrotz lade ich immer wieder spannende Menschen ein, die ehrlich darüber sprechen, wie sie Training gut oder weniger gut in ihren Alltag integrieren, weil wir doch immer denken, die anderen bekommen alles immer einfach so hin. Vielleicht hören wir bei dem ein oder anderen, dass das gar nicht so ist.
Die Fettfeindlichkeit beschreibt die gesellschaftliche Ablehnung und Stigmatisierung von Menschen mit höherem Körpergewicht. Und diese Haltung hat sehr, sehr tiefe Wurzeln. Heißt, das ist so eine Mischung aus historischer, medizinischer, ökonomischer und kultureller Einflüsse zurückzuführen Und die Fettfeindlichkeit, die wir ja auch heute kennen, ist eben das Ergebnis von vielschichtigen Faktoren, die über viele Jahrhunderte gewachsen ist. Man denkt irgendwie, man hat nur was mit der Diätindustrie aus den 80ern oder Schwarzenegger aus seinen Fitnesszeiten irgendwie zu tun, sondern es geht noch viel weiter zurück und ich gehe zum einen jetzt mal auf so die historischen Ursprünge darauf ein also so ein bisschen die Jahrhunderte gehe ich so ein bisschen durch was ist da wie sich so ein bisschen auch das ja die Körperideale verändert haben, weil was wir jetzt ja gerade schön finden, fanden wir vielleicht vor 100 Jahren noch lange nicht schön und ja da gehe ich einfach Schritt für Schritt jetzt mal durch.
Wir haben zum einen die Antike und das Mittelalter in vielen Kulturen wie im antiken Griechenland und Rom galten sehr kurvige Körper oft als schön und wurde auch sehr viel verbunden mit Wohlstand, Gesundheit und mit Fruchtbarkeit und auch im europäischen Mittelalter Und in der Renaissance war einfach Körperfülle und Rundungen sehr positiv bewertet. Und da sie eben einfach für Wohlstand und ausreichend Nahrung standen.
Vom 17. bis 19. Jahrhundert begann es eben, das Idealbild so in Europa so langsam zu verschieben. Im Zeitalter der Aufklärung entstand ein neues, stärker medizinisches und moralisch geprägtes Verständnis von Gesundheit und Körperlichkeit und Körpergewicht wurde sehr mittlerweile mit Disziplin und Tugend und Moral verbunden Und Schlankheit war so als Zeichen von Selbstkontrolle und Rationalität gleichgesetzt und hingegen Fettleibigkeit oft als Zeichen von Maßlosigkeit und Faulheit und fehlender Selbstkontrolle dargestellt Angesehen wurde.
Und ja, die nächste Epoche hat sehr stark in die Richtung Einfluss genommen, das war der Nationalsozialismus in Deutschland. Und hier gab es ein ganz großes gesellschaftliches Bild oder Vorstellung, wie ein Körper oder auch Gesundheit auszusehen hat. Und in der Zeit, in der Körperbilder und Gesundheitsnormen so ein bisschen auch politisiert und auch instrumentalisiert wurden. Ja, um bestimmte rassistische und ideologische Ziele einfach zu erreichen. Und ja, Fettfeindlichkeit war dann Teil von so einem ganz umfassenden Programm, heißt, dass “Reinheit”, “Disziplin” und “Gesundheit” wurde so ein bisschen auf ein Podest gestellt und jegliche Abweichung zu dünn , zu dick hat irgendwie so moralisches und genetisches Versagen einfach ausgesagt oder wurde so hingestellt. Und es gab den sogenannten der “gesunde Volkskörper”. Und so die Vorstellung wurde eben propagiert, dass dieser Körper so frei von Unreinheiten und Schwächen ist. Und die Idee basiert eben auf einer rassistischen Ideologie, also dass arische Menschen als überlegen und gesund dargestellt wurden, während die anderen irgendwie als Minderwertigkeit abgestempelt wurde. Und Körpergewicht und körperliche Fitness war eben so ein Ausdruck von rassistischer Überlegenheit Und deswegen wurde dann eben auch Übergewicht und Fettleibigkeit als Zeichen von Schwäche Disziplinlosigkeit und moralischem Verfall einfach abgestempelt. Und ja, auch hier die Rassenhygiene heißt, die Ideologie damals war einfach, dass man so einen “gesunden, reinen Volkskörper” einfach züchten wollte. Und in diesem Kontext war es eben, dass Gesundheit und Körperwicht einfach miteinander verwoben wurden und das gleich übergewichtig gleich mit nicht gesund dargestellt wurde. Und was eben auch da schon mit Diskriminierung und Stigmatisierung einfach verfolgt wurde. Und wie wurde dieses Körperbild oder dieses Körperideal auch propagiert. Naja es wurde einfach auch hier immer ein bestimmtes Bild von Männern und Frauen gezeichnet, die waren schlank, die waren muskulös, die waren athletisch und das wiederum wurde dann gleichgesetzt mit “stark”, mit “rein”. Ja, dies wurde eben dann auch in den Medien, auf Plakaten, in Filmen wurde das einfach so dargestellt. Sollte dann eben zwar ermutigen körperlich aktiv zu werden, hat aber so den, ja, den Grund gehabt, Menschen die dem nicht entsprechen, so ein bisschen abzustempeln. Weil sie eben dem Ideal von ihnen widersprachen. Und ja auch hier wieder, dass sie eben als faul eben dargestellt wurden. Und auch wieder diese Disziplin und die Selbstkontrolle war eben sehr, sehr wichtig. Heißt es war eng verbunden, dieses Körpergewicht war so verbunden mit diesen moralischen Eigenschaften dass jemand diszipliniert, dass Disziplin an den Tag legt, dass die Person arbeitsfähig ist und pflichtbewusst ist. Wie gesagt gekoppelt mit dem Gewicht einfach nur abgefahren. Und ja, es gab so eine gewisse Gesundheitspolitik, also es gab so Gesundheitsprogramme und staatliche Interventionen Also heißt... Um diesen “gesunden” Körper auch immer weiter zu propagieren. Es gab eben das Reichsportabzeichen und wie gesagt Sportprogramme für Frauen und Jugendliche eben. Um diese körperliche “Reinheit” auch zu festigen. Dann ebenso die Ernährungspolitik und Rationierung: die Nazis haben eben auch ja die Ernährung kontrolliert um gesunde und rationierte Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Es wurde eben immer mehr das körperliche Erscheinungsbild auch so in den Fokus gerückt und es sollte ebenso dieser unnötige Konsum vermieden werden und die Disziplin, dass man vielleicht dann kein Lebensmittel, was irgendwie schlecht ist, zu sich nimmt. Ja, wie wurden Personen ausgegrenzt? Menschen, die eben als fettleibig oder nicht fit galten, wurden ja ausgegrenzt und stigmatisiert. Heißt sie wurden verfolgt es gab Zwangsmaßnahmen, sie wurden in Arbeits- und Konzentrationslagern geliefert. Bewusst eingesetzt um Menschen zu schwächen und zu demütigen.
Und ja, wie sind jetzt so die langfristigen Auswirkungen also auch in der Nachkriegszeit? Naja, man kann ja nur, weil das jetzt über Jahre propagiert wurde, nicht sagen, ja, jetzt glaubt man dann nicht mehr dran. Heißt, es war schon sehr tief verankert einfach, diese Vorstellung, was schlank und fit einfach heißt und dass es eben mit Disziplin und Gesundheit und auch Erfolg irgendwie gleichgesetzt ist. Ja, und dann etablierten sich ja auch so in der Nachkriegszeit einfach Körperideale weiter in der westlichen Kultur, die einfach so aufbauend auf medizinischen Erkenntnissen und der wachsenden Schönheitsindustrie einfach aufgebaut wurden. Und man muss sagen, dass es ja bis heute so eine anhaltende Stigmatisierung heißt, Menschen mit einem höheren Körpergewicht werden auch heute noch von Medizin und von Medien und auch von uns als Gesellschaft einfach stigmatisiert. Punkt. Und trauen sich deswegen vielleicht dann auch nicht zum Training, obwohl es gut tut. Oder wie gesagt, also werden einfach von der Gesellschaft ausgegrenzt. Wie gesagt, der Nationalsozialismus war ein großer Punkt, der diese Fettfeindlichkeit einfach immens verstärkt hat. Und wenn ich jetzt so meine Großmutter oder sowas sehe, da ist es ja immer noch verankert Heißt die hat es ja weitergegeben und es ist ja immer noch da.
Es wurde ja weitergelebt und dann natürlich auch im 19. Jahrhundert gab es so die Adipositas-Forschung, dann kam der BMI, da gibt es auch bald noch einen Post dazu, da könnt ihr mich auch aufregen, wo dann eben Körpergewicht und Körpergröße in Beziehung gesetzt werden. Und auch da wurde dann auch schon so dieses Fettleibigkeit als medizinisches Problem oder als Krankheit gesehen. Ich möchte nicht sagen, dass es keine gesundheitlichen Folgen hat, aber es ist nicht jeder, der so ist, faul ist oder hat keine Disziplin. Und auch da würde ich nie sagen, es ist immer gesundheitsschädlich. Dass ich sage, also auch ein sehr dünner Mensch kann einfach auch nicht trainiert zum Beispiel. Also es ist so, einem schlanken Menschen wird das nie irgendwie vorgehalten. Und wie gesagt, das ist einfach so verankert in der Gesellschaft. Und dann langsam so im späten 19. und frühen 20.Jahrhundert begann es einfach. Da gab es die ersten Diäten, obwohl die gibt es wahrscheinlich schon immer, aber die ersten Bücher, wie man eben Gewicht verliert wie man eben seine Schlankheit beibehält oder erhält. Und ja, auch die Schönheitsnormen vom 20. Jahrhundert waren einfach mehr Bedeutung der Mode. Dann gab es viel Werbung, wo es auch gewisse Schönheitsideale einfach vorgelebt wurden. Und ja, es war einfach ein neues Ideal der Schlankheit einfach. Und ja, in den 50ern wechselte auch so ein bisschen das Ideal unterstützt durch Werbung und durch Diätprodukte und Schönheitsergänzungsmittel , Cremes und wie auch immer. Und natürlich dann auch die Diät und Fitnessindustrie ist einfach stark gewachsen, also wie ich vorhin schon gesagt habe, durch Schwarzenegger und Co., wo man heute zum Beispiel auch noch denkt.
Was ich vorhin schon gesagt habe, also so ein bisschen das Fazit daraus, Fettfeindlichkeit ist sehr komplex und ich habe jetzt wahrscheinlich in diesen 20 Minuten auch überhaupt nicht alles dazu gesagt. Es sind einfach historische Wurzeln auch und von sozialen, kulturellen, medizinischen und wirtschaftlichen Faktoren werden die einfach verstärkt und gleichzeitig gibt es einfach eine Gegenbewegung, aber ich glaube, die is noch nicht so laut, wie sie sein sollte und ich glaube, wir als Gesellschaft müssen da auch sehr an uns arbeiten, weil ich glaube, nur weil es eine Bewegung gibt.
Denken wir leider immer noch so und dass wir da auch vielleicht an uns selber auch erstmal als Gesellschaft arbeiten oder auch als einfach als Person an unseren Gedanken arbeiten müssen. Dass wenn man verstanden hat, woher das vielleicht kommt, woher man vielleicht den einen oder anderen Gedankengang auch hat. Wenn man es vielleicht vorgelebt bekommen hat oder wenn man das ja auch in vielen Zeitschriften wie auch immer liest und sowas oder nicht mehr liest sondern sieht einfach, dass man sich da irgendwie auch mal hinterfragt.